Der Kunststoffhandel ist in vielerlei Hinsicht eine Branche, die aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von globalen Rohstoffpreisen, komplexen Lieferketten und zunehmend strengeren Umweltvorschriften besonders anfällig für Risiken ist. Ein effektives Risikomanagement ist daher entscheidend, um sicherzustellen, dass Unternehmen in dieser Branche ihre Produktion stabil halten und wettbewerbsfähig bleiben können. Jede Strategie des Risikomanagements, die im folgenden Beitrag erörtert wird, ist dabei besonders relevant und kann helfen, Risiken systematisch zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern.
Die zentralste Strategie des erfolgreichen Risikomanagements ist die adäquate Reaktion auf Gesetzesänderungen. Mit dem Inkrafttreten des Einwegkunststofffondsgesetzes (EWKFondsG) im Januar 2024 wird nämlich klar, dass regulatorische Veränderungen im Kunststoffhandel zunehmend ein zentrales Risiko darstellen.
Die EU hat Mitgliedstaaten verpflichtet, Abgaben auf nicht recycelten Plastikabfall zu zahlen, um Schulden aus den Corona-Hilfspaketen abzubauen und den Umweltschutz zu fördern. Während Deutschland diese Abgabe bislang aus dem Bundeshaushalt finanzierte, ohne Anreiz für Plastikhersteller, Abfall zu reduzieren, haben Länder wie Spanien und Portugal bereits Plastiksteuern eingeführt, die auf Unternehmen umgelegt wurden. Ab 2025 wird auch Deutschland eine Einwegkunststoffabgabe erheben, die Hersteller, Befüller und Verkäufer von Einwegkunststoffprodukten zahlen müssen. Diese Abgabe soll nicht nur Finanzmittel generieren, sondern auch das Marktverhalten beeinflussen, um Umweltschäden zu verringern und nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern. Betroffene Unternehmen müssen sich bereits ab 2024 beim Umweltbundesamt registrieren, andernfalls drohen Sanktionen wie ein Vertriebsverbot. Die Abgabe soll pro Jahr etwa 430 Millionen Euro einbringen und eine Lenkungswirkung entfalten, um den Kunststoffverbrauch zu reduzieren. Unternehmen müssen sich frühzeitig mit dieser neuen Regulierung auseinandersetzen, um rechtzeitig die notwendigen Schritte zu unternehmen.
Neben der Umstellung auf recycelbare oder biologisch abbaubare Kunststoffe können Unternehmen durch den Einsatz von Recyclingprozessen oder Closed-Loop-Ansätzen ihre Umweltbelastung reduzieren und gleichzeitig Kosten sparen. Closed-Loop-Recycling ist ein nachhaltiger Prozess, bei dem Materialien wie Metalle, Kunststoffe oder Papier wiederverwertet werden, um immer wieder die gleichen Produkte herzustellen, ohne dass das Material signifikant an Qualität verliert. Ziel dieses Kreislaufs ist es, möglichst wenig Abfall zu erzeugen, indem Materialien kontinuierlich wiederverwendet werden, anstatt auf neue Ressourcen zurückzugreifen. Zum Beispiel können Aluminiumdosen eingeschmolzen und zu neuen Dosen geformt werden, wobei die Materialqualität erhalten bleibt. Dies verringert den Bedarf an neuen Rohstoffen, spart Energie und reduziert die Umweltbelastung. Der Prozess ist Teil der Kreislaufwirtschaft und betont Ressourceneffizienz sowie Abfallvermeidung.
Durch die Implementierung dieser Maßnahmen, können Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Alternativen setzen und diese in ihre Lieferketten integrieren, nicht nur gesetzliche Strafen vermeiden, sondern sich auch einen Wettbewerbsvorteil sichern, Imageverlusten vermeiden, und gleichzeitig internationale Umweltnormen erfüllen.
Eine weitere grundlegende Methode, um sich gegen unvorhergesehene Ereignisse abzusichern, besteht darin, Risiken zu transferieren. Der Risikotransfer, insbesondere in Form von Versicherungen, ist eine bewährte Strategie des Risikomanagements. Unternehmen im Kunststoffhandel können sich gegen Produktionsausfälle, Maschinenausfälle oder Transportverluste versichern. So lässt sich beispielsweise durch eine Maschinenbruchversicherung sicherstellen, dass ein unerwarteter Ausfall der Produktionsanlagen nicht zu erheblichen finanziellen Verlusten führt.
Versicherungen bieten finanzielle Sicherheit und stellen sicher, dass das Unternehmen auch in Krisensituationen liquide bleibt. Dies gilt besonders für Naturkatastrophen oder andere unvorhersehbare externe Einflüsse, die einen Produktionsstillstand verursachen könnten. Durch maßgeschneiderte Versicherungslösungen lassen sich zudem Risiken spezifischer Geschäftsprozesse abdecken.
Die Umwelthaftpflichtversicherung schützt Unternehmen, insbesondere in der Kunststoffindustrie, vor finanziellen Folgen von Umweltschäden. Kunststoffunternehmen stehen im Fokus dieser Versicherungssparte, da ihre Produktion erhebliche ökologische Risiken birgt. Chemikalien wie Ethylen, Propylen, Styrol und Vinylchlorid sowie Additive wie Weichmacher und Stabilisatoren werden in der Produktion verwendet. Bei einem Unfall können diese Stoffe Boden, Wasser oder Luft kontaminieren, was zu erheblichen Schäden führt.
Der Versicherungsschutz umfasst die gesetzliche Haftpflicht des Unternehmens für Personen-, Sach- und Vermögensschäden durch Umwelteinwirkungen. Dies beinhaltet auch deliktische und quasi-deliktische Ansprüche, etwa wenn Anwohner Schadensersatz fordern, weil ihre Gesundheit durch verunreinigtes Wasser beeinträchtigt wurde. Vertragliche Ansprüche sind ausgeschlossen, es sei denn, sie betreffen Schadenersatzansprüche. Öffentlich-rechtliche Ansprüche sind generell nicht abgedeckt, es gibt jedoch Ausnahmen, wenn es um notwendige Maßnahmen zur Schadenabwehr geht. Kunststoffunternehmen profitieren von der Umwelthaftpflichtversicherung, da sie Schutz bei möglichen Produktionsunfällen bietet, die die Umwelt erheblich beeinträchtigen könnten.
Des Weiteren stellen Rohstoffpreisschwankungen eine der größten Herausforderungen für Unternehmen im Kunststoffhandel dar, da der Preis von Kunststoffen stark von den Ölpreisen und anderen externen Faktoren abhängt. Langfristige Lieferverträge mit stabilen Preisvereinbarungen sind eine bewährte Strategie des Risikomanagements. Unternehmen, die ihre Rohstoffe zu festen Preisen einkaufen, können ihre Produktionskosten besser planen und sich gegen unerwartete Preissprünge absichern.
Eine weitere Möglichkeit, Preisschwankungen zu managen, besteht in der Nutzung von Hedging-Strategien. Eine Hedging-Strategie kann das Risiko eines Kunststoffproduktions- oder Handelsunternehmens verringern, indem sie Preisschwankungen bei Rohstoffen absichert. Da die Preise für Kunststoffe, die aus Rohöl gewonnen werden, volatil sind, könnte das Unternehmen Terminkontrakte oder Futures auf Rohöl oder Kunststoff erwerben. Diese Verträge sichern feste Preise für die zukünftige Lieferung, wodurch das Unternehmen besser kalkulieren kann. So minimiert die Hedging-Strategie die Gefahr von Verlusten durch plötzliche Preisanstiege und stabilisiert die Produktionskosten. Vergleichbar wäre es, wenn ein Schokoriegelhersteller den Preis für Kakaobohnen im Voraus absichert, um Preisschwankungen auszugleichen. Diese Art der Absicherung reduziert die Unsicherheit im Einkauf und ermöglicht eine stabilere Kalkulation der Verkaufspreise.
Ein anderes Risiko im Kunststoffhandel ist die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten, was bei Engpässen oder Qualitätsproblemen den Produktionsprozess gefährden kann. Unternehmen sollten daher ihre Lieferantenbasis diversifizieren, um mehr Flexibilität zu gewinnen und sich gegen solche Risiken abzusichern. Die Zusammenarbeit mit mehreren Lieferanten aus unterschiedlichen Regionen ist eine empfehlenswerte Strategie des ökonomisch effizienten Risikomanagements. Sie stärkt nicht nur die Verhandlungsposition, sondern ermöglicht auch besseren Zugang zu innovativen Produkten und Technologien.
Parallel dazu ist Flexibilität in der Produktion entscheidend, um auf Änderungen in der Nachfrage oder Rohstoffversorgung schnell zu reagieren. Flexible Maschinen und modulare Produktionsanlagen erleichtern die Umstellung auf verschiedene Kunststoffarten, während Lean-Production-Methoden und Just-in-Time-Prinzipien Überproduktion nachhaltig vermeiden, Kosten dauerhaft senken und Produktionsstillstände minimieren. Eine Kombination aus Lieferantendiversifizierung und Produktionsflexibilität verbessert die Krisenresistenz und Wettbewerbsfähigkeit erheblich.
Unternehmen im Kunststoffhandel müssen Notfallpläne entwickeln, um auf Krisen wie Naturkatastrophen, politische Instabilität oder Pandemien vorbereitet zu sein. Diese Pläne sollten alternative Lieferanten, Transportwege und Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Produktion umfassen. Ein robustes Krisenmanagement hilft, die Lieferfähigkeit und Handlungsfähigkeit in Krisenzeiten zu sichern.
Gleichzeitig müssen Unternehmen auf globale Marktveränderungen, wie geopolitische Spannungen oder regulatorische Änderungen, flexibel reagieren. Frühzeitige Informationsbeschaffung, Zusammenarbeit mit Branchenexperten sowie regelmäßige Schulungen und Audits stärken die Compliance und minimieren Risiken wie Sanktionen oder Produktionsausfälle.
Insgesamt zeigt sich eine klare Interessenlage: Der Gesetzgeber verpflichtet zunehmend die Hersteller, die Kosten für die Entsorgung von Plastikmüll zu übernehmen. Dies erfordert ein effektives Risikomanagement. Unternehmen können sich gegen Schwankungen bei den Rohstoffpreisen absichern, beispielsweise durch langfristige Lieferverträge oder den Einsatz von Hedging-Strategien. Versicherungen wie die Umwelthaftpflichtversicherung bieten zudem Schutz vor finanziellen Schäden durch Umweltrisiken. Eine diversifizierte Lieferantenbasis und flexible Produktionsprozesse erhöhen darüber hinaus die Krisenresistenz. Unternehmen, die frühzeitig nachhaltige Lösungen integrieren, können so Kosten senken und sich zugleich Wettbewerbsvorteile sichern.
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